goldener Hintergrund
Grafik die Vielen Schriftzug die gespaltene Gesellschaft Welche Rolle kann das Theater spielen?

Samstag, 14. Dezember 2019 // 17.00 Uhr // Kleines Haus
DIE GESPALTENE GESELLSCHAFT - WELCHE ROLLE KANN DAS THEATER SPIELEN?
Podiumsdiskussion
Eine Kooperation des Theater Freiburg mit DIE VIELEN BADEN-WÜRTTEMBERG

„Die Zivilgesellschaft ist gespalten und den Spalt zu überwinden, ist schwierig. Gewalttaten, Hasskampagnen und die Verrohung der politischen Debatten haben Brücken eingerissen“, stellt die Studie DIE GESPALTENE MITTE. FEINDSELIGE ZUSTÄNDE der Friedrich Ebert-Stiftung 2016 fest. Wie sieht es drei Jahre später aus? Wie gespalten ist die Gesellschaft wirklich? Wie groß ist das Ausmaß von Demokratiemisstrauen und Rechtspopulismus? Und was bedeutet dies für Theater- und Kulturschaffende? Welchen Angriffen von rechts sehen sich Kulturakteur_innen ausgesetzt? Wie politisch sollen/müssen Spielpläne in Zukunft sein? Soll das Theater eine offene Diskursstätte sein oder ein Ort der klaren Positionen? Welche Strategien können gemeinsam entwickelt werden, um Vielfalt und Freiheit der Kunst zu erhalten? Dies diskutieren Sophie Becker (Künstlerische Leitung Spielart), Prof. Dr. Manuela Boatcă (Soziologin), Hermann Schmidt-Rahmer (Regisseur und Professor für Szene an der UDK Berlin), Hasko Weber (Generalintendant Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar GmbH) und Sivan Ben Yishai (Autorin). Der Vorsitzende des Vereins DIE VIELEN Holger Bergmann wird die Diskussion moderieren.

Im Anschluss an die Diskussion besteht die Möglichkeit, die Vorstellung WUT von Elfriede Jelinek zu besuchen.
Ansprechpartner für die Veranstaltung ist Dramaturgin Laura Ellersdorfer (laura.ellersdorfer@theater.freiburg.de).

Wir sind
viele
jeder
einzelne
von uns

BADEN-WÜRTTEMBERGER ERKLÄRUNG DER VIELEN

Die Kunst ist frei. Sie schafft Räume zur Veränderung der Welt.  

Als Kunst- und Kulturschaffende in Deutschland stehen wir nicht über den Dingen, sondern auf einem Boden, von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden. In diesem Land wurde schon einmal Kunst als entartet diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht. Millionen Menschen wurden ermordet oder gingen ins Exil – unter ihnen auch viele Kulturschaffende. Heute begreifen wir die Kunst und ihre Einrichtungen als offene Räume, die Vielen gehören. Unsere Gesellschaft ist eine plurale Versammlung. Viele unterschiedliche Interessen treffen aufeinander und finden sich oft im Dazwischen. Demokratie muss täglich neu verhandelt werden – aber immer unter einer Voraussetzung: Es geht um Alle, um jede_n Einzelne_n.

Der rechte Populismus, der die Kultureinrichtungen als Akteurinnen dieser gesellschaftlichen Vision angreift, steht der Kunst der Vielen feindselig gegenüber. Rechte und nationalistische Gruppierungen und Parteien stören Veranstaltungen, wollen in Spielpläne eingreifen, polemisieren gegen die Freiheit der Kunst und arbeiten an einer Renationalisierung der Kultur. Ihr verächtlicher Umgang mit Menschen auf der Flucht, mit engagierten Kunst- und Kulturschaffenden, mit allen Andersdenkenden und Anderslebenden verrät, wie sie mit der Gesellschaft umzugehen gedenken, sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden. Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung sind Alltag. Die extreme Rechte ist ein Symptom davon.

Dieses Bündnis will nicht nur die Symptome bekämpfen, sondern in die Tiefe wirken. Wir setzen uns deswegen mit den eigenen Strukturen auseinander und stellen diese zur Verhandlung. Wir müssen die Kunst- und Kulturräume sowie unsere Gesellschaft weiter öffnen, damit wir wirklich Viele werden! Die unterzeichnenden Kunst- und Kulturschaffenden in Baden-Württemberg erklären:

Wir führen den offenen, aufklärenden, kritischen Dialog über rechte Strategien und gestalten diesen Dialog mit Mitwirkenden und dem Publikum in der Überzeugung, dass alle Unterzeichnenden den Auftrag haben, unsere Gesellschaft als eine demokratische fortzuentwickeln.

Wir fördern im Sinne der Demokratie Debatten, bieten jedoch kein Podium für völkisch-nationalistische Propaganda.

Wir wehren jegliche Versuche der Rechtspopulist_innen ab, Kulturveranstaltungen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Wir solidarisieren uns mit Menschen, die durch rechte Ideologien immer weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden.

die Kunst ist frei!