Zu Lebzeiten werden diese Visionäre meist als wahnsinnig abgestempelt, posthum wird ihr Schaffen oft zur touristischen Attraktion. So auch im Falle des Bauern Franz Gsellmann (1910–1981), der in der Gemeinde Edelsbach in der Oststeiermark, in seinem Schuppen 23 Jahre lang an einer wundersamen Maschine schraubte und schweißte. Als er seine Kreation, die u. a. aus „einem Christbaumständer, einer holländische Mini-Windmühle, einer Spielzeug-Raumkapsel nebst vier Raumfahrern, einem Porzellan-Adler, einer Trockenhaube, fünf Kruzifixen, fünf Zündkerzen, sieben Lichtmaschinen, 18 Ventilatoren, 20 Keilriemen, je 25 Motoren und Hula-Hoop-Reifen, 64 Vogelpfeifen, 200 Glühlampen und nicht weniger als 242 Silberschrauben“ besteht, nach acht Jahren im Jahr 1968 zum ersten Mal an den Strom anschloss, lag die gesamte Gemeinde im Dunkeln.
Als Gsellmann es nach der ersten Fehlzündung schaffte, die Maschine an das Stromnetz anzuschließen, traute er sich, sie seiner Familie zu zeigen. Die war - wie nicht anders zu erwarten - von dem ratternden, quietschenden und blinkenden Ungeheuer nicht angetan. Die Familienmitglieder drohten gar damit, die Maschine zu zerstören und ihn aus dem Haus zu werfen. Und vielleicht wäre Franz Gsellmann auch einsam gestorben, wenn die Edelsbacher Gerüchteküche dem Bauern nicht zu Ruhm verholfen hätte. Bald kursierten in der ganzen Oststeiermark Erzählungen darüber, was es da auf dem Gsellmannschen Hof zu bestaunen und verspotten gab. Und 1972 erreichten die Geschichten auch die Redaktion des Lokalblattes Kleine Zeitung. Dort erschien der erste Artikel über „Die nutzlose Wundermaschine“, 1973 folgte eine Fernsehdokumentation, 1980 ein Spielfilm. Immer mehr Reporter und Schaulustige kamen, um sich selbst ein Bild von Gsellmanns Maschine zu machen. Mit ihrer Beschreibung taten sich jedoch alle schwer: Als ein „Zufallsgenerator, der Selbstmord begangen hat“, hin zu ein „buntes Allerlei“, ein „Kuriosum“, eine „wundersame Kreation“ oder schlicht ein „Gebilde“, versuchten unterschiedliche Medien Gsellmanns Werk zu deuten. Ein Kärntner Landeshauptmann hat ihr schließlich ihren Namen gegeben: Gsellmanns Weltmaschine. Heute zieht das Spektakel in der Scheune rund 10.000 Menschen jährlich an. Die Weltmaschine ist damit einer der größten Touristenmagnete der Region.
Was genau die Maschine nun darstellen sollte, ob Kunst, Technik in Reinform, oder gar ein Altar, darüber verlor Franz Gsellmann nie ein Wort.