Es ist Ihnen wichtig, Werke zu beleuchten, die im Musikleben ein Schattendasein fristen?
Ja, unbedingt. Wir leben in einer Zeit, in der man anhalten und sich umschauen muss. Diese Zeit ist unglaublich schnell und geprägt von dem „rote Königin-Syndrom“. Diese „Red-queen-Hypothese“ bezieht sich auf ALICE HINTER DEN SPIEGELN, der Fortsetzung von ALICE IM WUNDERLAND. Darin tritt die Figur der „roten Königin“ auf, die Alice erklärt, dass man so schnell rennen muss wie man kann, um in diesem Land zu überleben. Doch entdeckt Alice, dass sie immer am selben Ort bleibt. Unsere Zeit leidet genau an diesem „rote Königin-Syndrom“: Wir rennen in einem fort, und merken nicht, wie viel wir damit vernichten. Wir Künstler können dazu einen kleinen Gegenakzent setzen und allen sagen: „Seid neugierig, haltet still und seht euch um“. Ich verstehe es als meine Künstleraufgabe, den zum Teil verborgenen musikalischen Reichtum zu zeigen. Es geht darum, die Geschwindigkeit zu drosseln und mehr Breite als Vertikalität zu erleben, weniger Schnelligkeit, möchte ich sagen. Wir leben in der Gegenwart, die in der Vergangenheit fußt, aber nicht in der Zukunft. Die Zukunft kommt von ganz alleine und im Konzert möchte ich sagen: „Öffnet die Augen, die Ohren, seid neugierig!“